texte en français / text in English
von V. Weissensteiner und C.Trüssel
VermesserInnen aufgepasst, so funktionierts:
Infos/Fragen: Rolf Siegenthaler oder Christian Bieri
Problemstellung
Die Auswertung von Höhlenvermessungen mittels flüssigkeitsgedämpftem Kompass zeigen, dass neben den bekannten magnetisch bedingten Fehlern (Ablenkung) und der falschen Gerätehaltung jene der ungenauen Einrichtung des Kompasses bei steiler Ziellage am grössten sind. Eine Zielvisur und Ablesung des Gerätes ist in diesem Fall nicht mit einem Blick möglich. Die hier beschriebene Zusatzeinrichtung beseitigt diese Schwierigkeit und bewirkt eine sehr genaue Messung. Die Vorrichtung selbst beruht auf Reflexion und Beugung des Lichtes am Glaszylinder (Glasstab). Die erfolgreiche Erprobung des Prototyps erfolgte bereits 1983 anlässlich einer Expedition in das „Frauenmauer-Langstein-Höhlensystem“. Die starre Zusatzeinrichtung ist allen beweglichen weit überlegen. Die Abbildungen zeigen die Einrichtung an einem „Suunto“-Gerät.
Aufbau
- Die Achse des Glasstabes muss genau im rechten Winkel zur optischen Achse des Gerätes stehen und gleichzeitig parallel zur Horizontalebene des Gerätes sein.
- Zwischen den beiden Glasstäben ober- und unterhalb de Gerätes soll jeweils ein Spalt von l bis 3 mm fürs visiren frei bleiben.
- Die Lange des Glasstabes muss nicht die ganze Breite des Messgerätes betragen. Die zwei- bis dreifache Lange des Okulardurchmessers vom Gerät genügt in etwa.
- Die Verwendung eines Halbkreiszylinders wäre ebenso möglich. Versuche ergaben jedoch negative Ergebnisse (zu geringe Lichtstärke).
- Die Glasstäbe sollen in einer vertikalen Ebene mit der Okularlinse des Gerätes angebracht sein.
- Die Befestigung mit verschraubter Halterung an beide Enden des Glasstabes ist die beste. Eine Montage mit Schnellklebern hält bei der rauhen Handhabung in der Höhle nicht lange.
- Als Material für den Zylinder ist Glas, aber auch Plexiglas (in Stäben) geeignet.
Funktion
Konstruktions- beschreibung
Beim Anbringen der Zusatzeinrichtung muss sorgfältig und präzise gearbeitet werden. Nachfolgend sei eine von verschiedenen Konstruktionsmöglichkeiten wiedergegeben (Abb.4): Das „Suunto“-Gehäuse besteht aus einer massiven Aluminiumnlegierung. Die Löcher (2,4 mm Durchmesser) für die Befestigungsschrauben lassen sich deshalb nach dem Anreissen und Körnen problemlos durchbohren. Anschliessend werden die M3-Gewinde mit einem entsprechenden Gewindeschneidset von beiden Seiten bis in die Mitte des Gehauses geschnitten. Danach fertigen wir die 10 mm langen Halterungen für die Plexiglasstäbchen aus einem 10 mm dicken Alu-Rundstab an. Axial bohren wir zentrisch ein 3mm-Loch für die Befestigungsschraube aus Messing oder nichtmagnetischem Stahl und genau rechtwinklig dazu in der Mitte ein 6mm-Loch für das Plexiglasstäbchen. In diese Löcher gilt es, die auf 35 mm abgelängten Stäbchen zu stecken, bis sie mit der Aussenseite der Halterung bündig sind. Diese durchbohren wir ebenfalls mit einem 3mm-Bohrer.
Die erste Zusatzeinrichtung, die auf der Oberseite des Kompasses befestigt wird, besteht aus zwei Halterungen und einem Plexiglasstäbchen. Die zweite ist mit der ersten identisch, wird aber auf der Geräteunterseite montiert. Beide Vorrichtungen verschrauben wir mit zwei Flachkopfschrauben. Wenn die Plexiglasstäbchen genau rechtwinklig zur Gehäuseachse und parallel zur Gehäuseachse angebracht sind, ist der Kompass einsatzfähig.
Alternativ kann die in (Abb.4) gezeigte Konstruktion für den seriellen Umbau vereinfacht werden: Durch den Kompass wird neu ein Loch mit Durchmesser 3.0 mm gebohrt. Das obere Glashalteteil ist ebenfalls ganz durchbohrt und im unteren Glashalteteil wird ein M3 Gewinde eingeschnitten. Das Ganze wird mit einer Senkkopf-Messingschraube M3x30 verbunden.
Das Lederetui des „Suunto“-Kompasses lässt sich weiterverwenden. Es sind nur kleine Anpassungen nötig. Damit ist der sichere Transport in der Höhle gewährleistet, und da Gerät hat weiterhin in der Brusttasche Platz. Bei den Vermessungsarbeiten kann die Karbid-Helmbeleuchtung beibehalten werden. Mit der Karbidflamme oder einer kleinen Taschenlampe kann der anzuvisierende Messpunkt ausgezeichnet markiert werden.
Die SGHB hilft Dir beim Umbau Deiner Messgeräte!
Quellennachweis
Der Beitrag von Volker Weissensteiner stammt aus: “ Eine Zusatzeinrichtung für den Flüssigkeitsgedämpften Kompass“, „Die Höhle – Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde, Nr. 4/1989, Seiten 114 – 117 herausgegeben vom Verband österreichischer Höhlenforscher, Wien. Abdruck im Stalaktit mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Dieser Artikel wurde publiziert im Stalaktit, der Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung, und wird hier widergegeben mit freundlicher Genehmigung von C. Trüssel:
WEISSENSTEINER, V. & TRÜSSEL, Cl.
(1991): Ein nützliches Visiersystem für den Kompass. Un dispositif de visée très pratique pour les boussoles. – Stalactite 41 (1): 32-34.